Der Anstieg der langfristigen Zinsen in den USA könnte zur Belastungsprobe für die Aktienmärkte werden. Wird die US – Notenbank FED die Zinsen laufen lassen oder greift sie zu gegebener Zeit ein?
Die Rendite zehnjähriger U.S. Treasury Notes ist seit Anfang Februar auf über 1,6% geklettert.
Dieser rasante Anstieg hat in den letzten Wochen besonders den Wachstumsaktien des Technologiesektors zugesetzt.
Das Ganze hat auch dazu geführt dass der Dollar zum Euro wieder etwas stärker geworden ist.
Wir wissen nicht wie sich die Finanzmärkte in den nächsten Wochen und Monaten bewegen werden. Wer unsere Investmentphilosophie kennt weiss dass wir von kurzfristigen Prognosen Abstand nehmen.
Unabhängig davon kann man sich mit möglichen Szenarien beschäftigen.
Ein Grund für den Renditeanstieg in den U.S.A. ist zweifelsohne die Erwartung, dass sich die Konjunktur kräftig erholt. Dafür spricht einiges.
Die Amerikaner impfen schneller als wie wir hier in Europa. So hat z. B. Ende Februar 2021
die Gesundheitsbehörde FDA dem Impfstoff Johnson & Johnson eine Notfallzulassung erteilt; seitdem wird das Vakzin im Eiltempo verabreicht.
Die Regierung Biden priorisiert eine möglichst rasche und konsequente Durchimpfung der Bevölkerung da sie es für den besten Weg für eine Rückkehr zur Normalität hält.
Hinzu kommt der ungeheure fiskalpolitische Stimulus in den U.S.A. Jüngst wurde das 1,9 Bio. $ schwere Nothilfeprogramm der Regierung ist verabschiedet.
Damit erhält die Wirtschaft einen zusätzlichen Stimulus im Umfang von deutlich mehr als 5% des Bruttoinlandproduktes.
Aussichten auf hohe Wachstumsraten verbunden mit der Erwartung höherer Inflation – so sind Rohstoffpreise und Transportkosten gestiegen – treibt die langfristigen Zinsen in den USA in die Höhe.
Das ist erstmal nichts schlimmes und auch kein Signal für übertriebene Inflationsraten. Man rechnet einfach in naher Zukunft mit einer starken Erholung der US – Wirtschaft.
Problematisch für die Finanzmärkte ist eher das Tempo des Zinsanstiegs in den vergangenen Wochen. Die zehnjährigen US-Bondrenditen fungieren als Anker für alle anderen Preise an den Finanzmärkten – und damit auch für die Aktienkurse.
Steigt die Rendite zehnjähriger US – Bonds, dann müssen für die Bewertung die in der Zukunft erwirtschafteten Cashflows der Unternehmen zu einem höheren Zinssatz diskontiert werden. Das betrifft besonders die hoch bewerteten Tech – Aktien.
Anhaltspunkte für den weiteren Verlauf der 10-jährigen US – Staatsanleihen
Wie sah es vor dem Ausbruch von Corona aus? In der zweiten Jahreshälfte 2019 bewegten sich die Zehnjahreszinsen in einer Bandbreite zwischen 1,5 und 2%, nachdem sie in Erwartung einer konjunkturellen Abkühlung in der ersten Jahreshälfte bereits rund 100 Basispunkte verloren hatten:
Gehen wir von einem Abklingen der Pandemie und einer Erholung der US-Wirtschaft aus, dann wäre eine Rendite um die 2% nichts außergewöhnliches.
Als im ersten Halbjahr 2018 die Inflationserwartungen letztmals über 2% lagen, notierte die Rendite zehnjähriger US – Anleihen um die 3%:
Nimmt der Bondmarkt ungehindert seinen Lauf? Eine ganz spannende Frage.
Die US – Regierung Biden dürfte noch in diesem Jahr versuchen ein riesiges Infrastrukturprogramm auf den Weg zu bringen. Es ist die Rede von einem Programm im Umfang von ca. 3 Bio $.
Um das mal in Relation zu setzen: Bisher haben die Regierungen Trump und Biden 2020 und 2021 fiskalischen Stimulus von 5,7 Bio. $ beschlossen.
Dazu würde dann noch das Infrastrukturprogramm kommen.
Die FED hat signalisiert dass die kurzfristigen Zinsen noch lange nicht angehoben werden. Die langfristigen Zinsen würden beobachtet und die Geldpolitik bleibt expansiv.
Abzulesen an den verschiedenen Laufzeiten:
Die U.S.A. ist darauf angewiesen, dass wenn die Infrastrukturprogramme kommen, diese mit langfristigen Anleihen zu finanzieren. Steigen die Zinsen wird das teuer.
Ob da die FED die Bondrenditen nur beobachtet? Oder greift sie in die Entwicklung ein?
Lassen Sie uns über mögliche Auswirkungen sprechen.
Jürgen Schäflein
Honorar – Anlageberater (BAFIN Lizenziert)
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